Raffiniertes aus dem Suppentopf
Nicolas Bahners ist Fruchthändler und Koch. Suppen sind seine Spezialität.
Drei Männer, ein Konzept: In zwei Gemüseläden werden neuerdings frisch gekochte Eintöpfe serviert – es sind originelle Kompositionen zum Löffeln.
Wie das schon aussieht! Hummerrosa glänzt das Crèmesüppchen, drei aufgespießte Garnelen dekorieren den Tellerrand – im Sud schwimmt eine Stiefmütterchenblüte – dunkellila. Auf den ersten Blick will diese raffinierte Komposition so gar nicht zur Umgebung passen. Denn gelöffelt wird das verführerisch duftende Süppchen an schlichten Stehtischen, in Nachbarschaft von Obst- und Gemüsekisten. Dafür stehen die Kunden vor dem „Früchtehaus Bahners“ in Oberkassel zur Mittagszeit manchmal Schlange bis auf die Straße.
Einen Imbiss zu bieten, das gehört heute zum Repertoire vieler Bäcker und Metzger. Da wird meist heftig Deftiges auf die Schnelle serviert. Dass es auch anders geht, beweist dieses Männertrio: Die Drei mit der Suppenkelle. Zwei von Ihnen haben ihr Handwerk an prominenten Orten gelernt: Nicolas Bahners und sein Partner Dirk Zuleger absolvierten beide eine Koch-Ausbildung im Breidenbacher Hof. Es folgten etliche Stationen, die in Gourmetkreisen einen Klang haben: Schlosshotel Bensberg, Vier Jahreszeiten Hamburg, Traube in Grevenbroich. Aber im Dampf der vielen Küchen schwebte hartnäckig ihr großes Ziel: der eigene Betrieb.
Den gründeten die beiden zum Ende des vergangenen Jahres: „Rheinschote“, ein 2-Mann-Unternehmen, in dem in der Küche in Willich für kleine Kreise und große Gesellschaften gekocht wird. Und für die beiden familieneigenen Betriebe: die Früchtehäuser Bahners an der Luegallee in Oberkassel und an der Sternstraße in Pempelfort. Die werden nun seit einigen Wochen mit frischen Suppen und Eintöpfen beliefert. „Alles ohne Konservierungsstoffe, Fertig- oder Tiefkühlkost“, versichert Dirk Zuleger. Heißt: Wenn Minestrone auf dem Plan steht, schnippeln sie erst mal zweieinhalb Stunden Gemüse.
Ihr Wochenplan liest sich wie der Auszug der Speisekarte eines ambitionierten Restaurants. Da wird eine Pastinakencrème mit Birnen-Pumpernickelragout serviert oder ein Kürbis-Wacholdersüppchen mit getrüffelten Kartoffelklößchen. Das schmeckt so umwerfend, wie es klingt. Köstlich war auch ein Safransud mit marinierten Flusskrebsen oder eine schlichte Kartoffelsuppe („von der Annabelle“) mit Endivienstreifen und Balsamico-Erdbeeren. Vom Erfolg ihrer Suppen und Eintöpfe waren die Macher zunächst völlig überrascht. Der dritte Mann im Team, Frank Bahners (Inhaber der Oberkasseler Filiale und Bruder von Koch Nicolas): „Heutzutage kochen viele Menschen nur noch am Wochenende, wenn sie Gäste erwarten. Die sind begeistert, wenn sie in der Woche schnell eine köstliche Suppe löffeln können.“ Allerdings seien die originellen Kombinationen der Zutaten für manche seiner Kunden noch gewöhnungsbedürftig. „Die erwarten diese Qualität nicht an einem solchen Ort.“
Das wird sich vermutlich bald ändern. Zumal die Genießer viele der Gerichte kennen, aber noch nie in Form einer Suppe gegessen haben – wie den Eintopf vom rheinischen Sauerbraten mit Miniklößchen. „Man kann fast alles zur Suppe machen“, meint Nicolas Bahners. Weiterer Vorteil: Suppen isst eigentlich jeder gern, vor allem, wenn sie so schmecken und maximal 6,90 Euro kosten. Schließlich gibt er auch das Geheimnis der Garnelencrème mit der Stiefmütterchenblüte preis: Die Schalen werden dreimal in Cognac flambiert. „Das gibt Geschmack und Farbe.“ Wir glauben es sofort.
Bericht: Ute Rasch